Sonntag, 28. Januar 2007

In Kanada denkt man, ist es kalt


















In Kanada, so denken viele,
friert man wie die Tiere.

Eingehüllt in dicke Felle
Sitzt man um ne Feuerstelle.

Die Wirklichkeit ist anders sehr,
zumindest wo ich leb, am Meer.

Eine Woche gabs Schnee und Frost,
die Heizung war ein guter Trost.

Ging man kaufen in ein’ Laden,
fingen die Leute an zu fragen.

Wie geht es Ihnen? Guten Tag.
Was denkst Du übers Wetter? Sag!

Der kälteste Winter seit Menschengedenken,
ich fing auch an etwas zu kränkeln.

Doch der Schnee ist längst getaut,
die Hosen man nicht mehr versaut.

Nun ist das Wetter nicht schlimmer,
als so wie es ist hier immer.

Über Null sieben Grad,
das ist nicht sehr hart.

In Beautiful British Columbia
ist dies die nasse Zeit im Jahr.

Man gewöhnt sich dran zum hier Leben,
es gibt Regen, Regen und nochmals Regen.


Sonntag, 21. Januar 2007

Meine Arbeit 4: Sparen und Spielen

Den ingame Support fange ich erst im Februar an, deswegen kann ich dazu noch nicht so viel sagen. Es wird sich jedoch nicht nur auf die Hilfe bei Problemen beziehen, sondern im Gegenteil vielmehr echte Spielleitung sein. Das heißt ich werde mir einzelne Abenteuer und Ereignisse ausdenken, die ich dann im Spiel umsetze und begleite. Ich habe die leichte Befürchtung, die Kreativitäet könnte leiden, wenn ich kreativ sein *muß*. Aber wenn nicht, wäre das absolut klasse, weil ich dann mein Hobby zum Beruf gemacht hätte.

Das Herr-der-Ringe-online-Spiel habe ich auch schon ein bißchen gespielt. Über die Abenteuer kann ich noch nicht viel sagen, aber die Entwickler geben sich große Mühe die sehr komplexe Welt von Mittelerde umzusetzen und die Grafik ist brilliant. Natürlich habe ich da mal wieder eine finanzielle Entscheidung bereut, die ich hier in Kanada getroffen habe, wie so oft bisher. Ich habe extra viel Geld ausgegeben, damit ich mit meinem Laptop mobil bin, falls ich öfters mal umziehe, gleichzeitig aber auch was Gutes habe, mit dem ich z.B. auch Spiele spielen kann. Jetzt habe ich eine schöne Wohnung, in der ich wohl erstmal bleiben werde, und eine Arbeit, die ich acht Stunden am Tag vom eigenen Computer mache. Hätte ich das gewußt, hätte ich mir für das gleiche Geld einen klasse Spielecomputer holen können. Wäre zum einen das Vergnügen noch größer, aber natürlich auch der Komfort, weil der Computer für mich jetzt ja ein vollständiger Arbeitsplatz geworden ist. Aber dafür kann ich jetzt umsonst spielen.

Wie meine Arbeit indes im Februar aussehen wird, ist noch unklar. Prinzipiell könnte ich in beiden Abteilungen arbeiten, als Übersetzer und als Spielleiter. Wir werden uns dann demnächst entscheiden müssen, was für das Unternehmen mehr Sinn macht, und was mir mehr Spaß macht. Nicht ausgeschlossen ist auch eine Kombination beider Aufgaben, aber das steht alles noch nicht fest. Ich werde Euch aber auf dem Laufenden halten.

Meine Arbeit 3: Zeit und Zahlen

Abgesehen von so Floskeln wie, die Zeit ist relativ, hat in Deutschland kaum jemand Erfahrung mit mehreren Zeiten. Das ging mir bisher genauso. Natürlich mußte man immer schon darauf achten, wenn man jemanden irgendwo auf der Welt angerufen hat. Aber das war immer punktuell, statisch.

Jetzt ist das plötzlich ganz anders geworden. Das merke ich bei der Arbeit ganz extrem bei den Abrechnungen. Ich schreibe jeden Tag auf was ich gemacht habe und wielange ich gearbeitet habe. Dabei kann ich mir die Zeit im Grunde genommen frei einteilen, da wir erst in ein paar Wochen ein Schichtsystem einführen wollen. Aber da es Sinn macht, daß immer eine Minimalbesetzung gewährleistet ist, habe ich eingewilligt vormittags präsent zu sein. Vormittags, das heißt vormittags nach britischer Zeit, weil dort der Auftraggeber für Herr der Ringe sitzt. Leben tu ich aber natürlich in meinem Tagesrhythmus nach Pazifischer Zeit. Meine Arbrechungen, wann ich wieviel gearbeitet habe, mache ich aber nach Ostküstenzeit, weil dort der Unternehmenssitz ist.

Das heißt, wenn ich am 22. Januar von 3:00 Uhr morgens bis 12:00 Uhr mittags britischer Zeit (GMT) präsent bin, habe ich tatsächlich von 19:00 Uhr des 21. Januar bis 4:00 Uhr des 22. Januar gearbeitet (PST=GMT-8). Abrechnen tu ich aber die Zeit von 22:00 Uhr des 21. Januar bis 7:00 Uhr des 22. Januars (EST=GMT-5).

Und um dem Ganzen die Krönung aufzusetzen, rufe ich Euch noch zu meinem Feierabend an (wir erinnern uns, es ist 4:00 PST bei mir), denn dann is es bei Euch gerade 13:00 Uhr MEZ/CET und die beste Zeit für einen kleinen Plausch.

Meine Arbeit 2: Kennenlernen und Kollegen

Das lustige an dem Unternehmen ist, daß ich bisher noch niemanden getroffen habe.

Hehe, das ist jetzt nicht im übertragenen Sinne gemeint. Es ist tatsächlich so, daß ich physisch noch keiner anderen Person im Unternehmen begegnet bin. Der Firmensitz ist in Quebec. Für das erste Bewerbungsgespräch habe ich mit zwei Leuten dort (oder anderswo?) über Skype telefoniert, es ging vor allem um meine sprachlichen Kompetenzen. Das zweite Bewerbungsgespäch hatte ich per Text-Chat, dabei ging es um Computer- und Herr-der-Ringe-Wissen.

Seitdem stehe ich in regem Kontakt mit meinen Supervisoren und meinen Kollegen, etwa wenn wir uns abstimmen wollen, wenn es was Organisatorisches zu erledigen gibt, wenn jemand wegen einer Übersetzung um Rat fragt oder einfach nur, um zu plaudern. Dabei verbringen wir manchmal Stunden damit, wegen diversen sprachlichen Fragen zu diskutieren und uns auzutauschen. Aber all diese Gespräche finden nur online statt, und sogar nur in Text-Chats.

Mittlerweile habe ich auch schon so ein bißchen meine Kollegen kennengelernt. Einige leben in Canada, andere in den USA und wieder andere in Europa. Das Unternehmen ist auch in Indien präsent, aber mit dem Zweig habe ich bisher noch nichts zu tun gehabt. Insgesamt scheinen alle meine Kollegen, sofern ich das bisher sagen kann, sehr nett zu sein. Wer weiß, vielleicht werde ich ja auch mal einen zu Gesicht bekommen.

Meine Arbeit: 1 Texte und Tolkien

So, meine erste Arbeitswoche ich fast rum, da ist es an der Zeit einmal Resümee zu ziehen und ein wenig zu berichten.

Ich arbeite für Alchemic Dream. Das ist ein kanadisches Unternehmen, daß die Übersetzungen und den ingame-Support (siehe Meine Arbeit: 4) für die Hersteller von Computerspielen macht. Insbesondere werden solche Spiele bearbeitet, bei der eine unbegrenzte Anzahl von Spielern, die sich im Regelfall nicht kennen, online zusammen spielen können. Das sind sogenannte MMOs.

Ich bin für beide Tätigkeitsfelder von Alchemic Dream angestellt worden. Bisher habe ich aber nur Übersetzungen gemacht. Dabei gibt es im wesentlichen zwei Arten von Texten: Nachrichten, die sofort erledigt werden müssen und umfangreichere Dateien, für die man ein paar Wochen Zeit hat. Jeder Text wird von einer Person übersetzt und einer anderen Korrekturgelesen. Wer gerade welche Nachricht wie bearbeitet, ist im Wesentlichen Zufall, da man sich seine Arbeitszeit frei einteilen kann (siehe Meine Arbeit: 3).

Der Inhalt selbst kann völlig unterschiedlicher Natur sein. Es können rein technische Texte sein (z.B. wie verändert sich das Bild und die Geschwindigkeit, wenn man eine bestimmte Grafikoption nach oben setzt) oder auf die Spiele-Welten bezogen sein (z.B. es werden besondere Figuren oder Plätze vorgestellt) oder eine Kombination von beidem (z.B. es findet im Spiel ein besonderes Ereignis statt, für das man sich auf der Website anmelden kann). Die Texte können dabei Fließtexte sein oder schier entlose Kolonnen einzelstehender Worte und Ausdrücke.

Manche Texte sind dabei ganz leicht zu übersetzen, doch plötzlich gerät man an ein Wort oder eine Formulierung, bei der ich erst mal richtig lange recherchieren muß. Etwa um einen Sachverhalt wirklich zu verstehen, oder weil eine Wort oder eine Formulierung entweder mehrere gute Übersetzungsmöglichkeiten hat, oder aber gar keine die wirklich paßt.

Ich glaube es wird niemanden überraschen wenn ich sage, daß mir die Texte über die Welten die liebsten sind. Hauptsächlich bearbeite ich die online Spiele Dungeons&Dragons, ArchLord und Der Herr der Ringe.

Ich habe mir auch gleich die Bücher von Tolkien gekauft, und habe schon angefangen den kleinen Hobbit zu lesen. Ich weiß gar nicht wie alt ich beim letzten Mal war, ging auf jeden Fall noch zur Schule. Wenn ich genug Ausdauer habe, kommen danach der Herr der Ringe, das Silmarillion und die Nachrichten aus Mittelerde dran. Aber das wird wohl insgesamt Jahre dauern.



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Samstag, 20. Januar 2007

Foto-Update

Foto-Update auf
eine Woche Berlin

Weiße Berge, weiße Adler


Ich habe noch gar nicht erzählt, daß wir letzten

auf Adlerbesichtigung waren. Wir das ist Familie Spaulding und ich.

Schon die Fahrt daraus von vielleicht 1,5 Stunden war traumhaft schön. Es ging zwar über eine vielbefahrene Landstraße, die gerade für die Olympischen Spiele 2010 ausgebaut wird, doch unmittelbar rechts davon erhoben sich imposante Klippen und einige Meter links von der Straße befand sich der Pacific. Voraus konnte man die ganze Zeit schneebedeckte Berge im Sonnenschein betrachten.

Dort angekommen stellte sich heraus, daß die Adler nicht beabsichtigen irgendwelche Touristenattraktionen aufzuführen oder uns auch nur über den Flußhinweg ein wenig näher zu kommen. So gestaltete sich das Herausfinden, was jetzt ein Ast und was ein Adler war, recht schwierig.








Zum Glück handelte es sich nicht um die europäische Art der Steinadler sondern deren amerikanischen Pendant den Weißkopfseeadler. Wahrscheinlich hat sich Mutter Natur gedacht, so ein Weißer Kopf macht sich besonders gut in dem Wappen eines großen Staates. So waren wenigstens ein paar auszumachen.

Die Anzahl der adler wird auch ständig streng kontrolliert. So waren es, als wir dort waren über 100, wenn ich die Tabelle richtig lese.

Später sind wir dann noch in ein idyllisches Fischerdörfchen gefahren, daß irgendwann in den 1950ern eine Straßenverbindung erhalten hat. Wir waren nett essen, ich hatte einen Hamburger mit Bär- und Hirschfleisch.

Wir haben Steine übers Wasser springen lassen, und dann neigte sich ein schöner Tag bereits seinem Ende zu.

Montag, 15. Januar 2007

Fischers Fritz fischt frische Fische, frische Fische fischt Fischers Fritz

Und noch eine Geschichte zum Essen:
Wie Ihr ja schon mitbekommen habt, esse ich hier mit Vorliebe Sushi. Ich wollte auch immer mal Sashimi probieren. Fuer alldiejenigen unter Euch, die meine Vorliebe fuer die japanische Kueche nicht teilen, sei hier erwaehnt, dass es sich dabei um rohen, unbehandelten Fisch handelt. Er wird gefangen, meistens einmal eingefroren, in kleine Stuecke geschnitten und gegessen. Natuerlich kann es darin noch alle moeglichen Arten von Bakterien und Parasiten geben. Deswegen war ich etwas skeptisch und habe mehrfach Leuet gefragt. Die Antwort war einhellig, es habe noch nie Probleme in Vancouver gegeben, aber wenn ich ganz sicher gehen wolle, muesse ich den Fisch eben selbst zubereiten.

Ich habe mehrfach Sashimi gegessen und es hat gut geschmeckt und ist mir wohl bekommen. Dann habe ich mich mal daran gemacht selbst zu kochen, zum ersten Mal hier in Kanada. Garnelen habe ich mir ausgesucht, die haben auch lecker geschmeckt. Ich dachte mir nur, den Rest kann ich ja auch morgen essen...

Es hat so uebel gestunken, wie frischer Fisch, der seit zwei Wochen auf dem Ochsenkarren aus Lutetia ans Meer unterwegs ist. Verleihnix haette sich richtig wohl gefuehlt.

Donnerstag, 11. Januar 2007

1 Tag Bewerbungen, 4 Jobangebote und 2 Firmen nicht zurueckgerufen

Am Samstag hatte ich zahlreiche Bewerbungen verschickt - und siehe da, es haben sich verschiedene Dinge ereignet.

Gestern hatte ich ein Bewerbungsgespraech, bei dem ich zwar ab und zu Muell geredet habe, dennoch hatte ich ein gutes Gefuehl, und tatsaechlich haben die heute angerufen und sie wollen mich haben. Das waere fuer ein Toursimusunternehmen, Gaeste am Flughafen abholen, Touren machen, Buerodienst.

Dann habe ich ein langes Telefonat gehabt. Am Montag soll ich mal vorbei kommen. Da muestte ich Filme auf DVD vervielfaeltigen und dann mit dem Auto nach Seattle fahren, um die dort zu verschiffen. Das ist ein kleines Familienunternehmen, das selbst seit Jahren Filme dreht. Ich habe nicht nachgefragt, aber welche Art von Filmen koennte das wohl sein, die ein Ehepaar zu Hause aufnimmt und dann in alle Welt verschickt? :-)

Das Dritte, waere in einer Softwarefirma. Die uerbersetzen amerikanische Computerspiele und machen den Online-Support fuer den europaeischen Markt. Ich koennte da entweder als Uebersetzer anfangen, oder als online Spielleiter.

Dann soll ich noch eine Sicherheitsfirma und ein Hypotheken- und Kreditunternehmen zurueckrufen. Was ich gar nicht erst getan habe.

Den besten Verdienst gaebe es als Fahrer. Da habe ich bereits einen ueberdurchschnittlichen Anfangslohn und "Benefits" (Lohnnebenkosten, wie Krankenversicherung etc.) ausgehandelt. Und es waere bestimmt auch interessant in diesem Bereich der Filmindustrie zu arbeiten. Angenommen habe ich aber schliesslich den Job bei der Computerspiele-Firma. Spiele spielen und dafuer auch noch Geld zu bekommen (wenn leider auch recht wenig), hat sich einfach zu gut angehoert. Heute habe ich den Vertrag bekommen, morgen habe ich ein Gespraech mit meinem direkten Vorgesetzten und am Montag soll ich dann anfangen. Juchu!

Sonntag, 7. Januar 2007

Unfall

Mein Knie tat heute weh, als ich merkte, dass ich zur falschen Bushaltestelle unterwegs war. Es war die richtige Linie, aber ich ging gerade einen Umweg. Umzukehren haette aber auch keinen Sinn gemacht, daher ging ich weiter.

Bis ich an eine grosse Kreuzzung kam. Neben mir stand ein alter Mann. Ich wartete, dass die Ampel auf weiss (in Kanada gibt es kein gruen fuer Fussgaenger) umschaltete. Er wartete nicht. Er schaute zur Ampel, dann nach links und rechts und ging los. Nach etwa zwei Metern bekamen die Autos gruen. Der Mann fing an zu laufen. An der Mittelinsel blieb er nicht stehen, sondern beschleunigte nochmal seinen Gang, die ganze Zeit zur Ampel und auf die Autos zu seiner Rechten blickend. Die ersten beiden Fahrspuren ueberquerte er, auf der dritten erwischte ihn der langsam anfahrende Bus.

Als ich kurz drauf um den stehenden Bus herumging, sah ich den Mann dort in seinem Blut liegen. Ich frage einen Passanten, ob jemand den Krankenwagen gerufen haette. Der Busfahrer war gerade dabei. Der Mann atmete noch, dass sah man ein wenig an seinem Brustkorb, vor allem aber daran, dass in regelmaessigen Abstaenden Blut aus seiner Nase schoss.

Es dauerte ein paar Minuten, dann fing der Mann an sich zu bewegen. Jetzt sah ich, dass sein linkes Augenlid geschlossen war, darunter aber etwas war, dass die Groesse eines Tischtennisballes hatte. Ich hoffte fuer ihn, dass es Blut und nicht sein Auge war.

Der Verletzte hatte scheinbar Probleme mit seinem Gebiss. Die eine Haelfte seiner dritten Zaehne war auf die Strasse geflogen, die andere Haelfte befand sich aber noch in seinem Mund. Sollte ich sie rausholen? Konnte er sich daran verschlucken oder hinderte sie ihn beim atmen? Ich tat nichts. Nicht so sehr aus medizinischen Gruenden, als vielmehr, weil ich mich nicht traute in all das Blut in seinem Gesicht zu fassen. Das kann ich beim naechsten Mal noch besser machen.

Ein Passant kam hinzu und bald auch die Polizei. Mittlerweile wollte der Mann immer wieder aufstehen. Doch das ist ja nach so einem Unfall zu gefaehrlich. Wenn er einen Bruch der Wirbelsaeule oder des Schaedels hat, kann eine einfache Bewegung ihn umbringen. So standen wir zu dritt ueber dem Mann, versuchten auf ihn einzureden und ihn immer wieder sanft aber bestimmt auf den Boden zu druecken.

Als naechstes kam die Feuerwehr. Die versorgten seine Wunde von aussen, liessen ihn aber auch noch liegen. Dann endlich kam der Krankenwagen. Nach einem kurzen Check nahmen die ihn mit.

Dem Busfahrer schien es einigermassen gut zu gehen. Ich erklaerte ihm, dass der Mann bei rot ueber die Strasse gelaufen ist und gab ihm meine Telefonnummer. Dann ging ich.

Nach einer Dreiviertelstunde bekam ich einen Anruf von der Polizei, ich moechte bitte wieder zurueckkommen, um meine Zeugenaussage zu machen. Ich tat wie mir geheissen. In einem Polizeiauto musste ich dann alles selbst aufschreiben. Die Beamten hier duerfen einem scheinbar nicht dabei helfen, damit sie nicht in den Verdacht der Einflussnahme kommen. So erfuhr die Polizei zum ersten Mal, woher der Mann ueberhaupt gekommen ist, und wie der Ablauf des Ganzen war. Der Busfahrer hatte gar nichts gesehen und andere Zeugen gab es scheinbar auch nicht.

So war die Polizei sehr dankbar und ich erfuhr so nebenbei, dass in dem Nachbarschafts­zentrum am Ende meiner Strasse auch ein kleines Polizeibuero ist. Dort gibt es auch einige Freiwillige, die z.B. Radarfallen aufstellen und andere interessante Sachen machen. Vielleicht sollte ich mich dort einmal melden.

Am naechsten Tag hat mich die Beamtin dann noch angerufen, um mir zu berichten, dass der Mann Rippenbrueche und einen Bruch des Jochbeines hat, ausserdem ein Blutgerinsel im Kopf. Nichts davon sei aber mehr lebensgefaehrlich. Er hatte es ueberlebt.

Donnerstag, 4. Januar 2007

Geld ist das Teuerste oder eine Geschichte von Huehnern und Eiern

In Kanada ist es folgendermassen, eine Kreditkarte bekommt nicht jeder. Nein, man braucht eine „credit history“ (Kreditgeschichte) dafuer. Aus naheliegenden Gruenden habe ich in Kanada keine credit history, weil ich hier ein unbeschriebenes Blatt bin. Deswegen bekomme ich keine Kreditkarte.

Aber, wie bekommt man denn so einen credit history, fragt jetzt der naive Deutsche. Ganz einfach, sagt die Dame am Schalter, wenn man fuer ein paar Jahre eine Kreditkarte benutzt und keinen Unsinn gemacht hat, baut man sich nach und nach eine Historie auf. Dann bekommt man auch eine Kreditkarte.
In anderen Laendern gibt es Sprichwoerter, wie die mit dem Huhn und dem Ei. Oder es entstehen herrliche Romane wie der Hauptmann von Koepenick. In Kanada ist diese Logik gelebte Realitaet.
Ich frage mich, wieso die Kanadische Wirtschaft nicht schon damals bei den Holzfaellern und Trappern den Bach runtergegangen ist.

Aber wofuer braucht man ueberhaupt eine Kreditkarte koennte man sich jetzt fragen. Nun, das ist so...
Ich bin bei der HSBC, der viertgroessten Bank der Welt mit Hauptsitz in der Finanzmetropole London. Aber bei den anderen Banken hier in Kanada soll es wohl genauso sein. Naemlich:
Damit ich nicht jedesmal in die Bank rennen muss, bin ich natuerlich auch online Kunde, und habe das extra in der Filiale selbst beantragt. Ich kann also von zu Hause bequem Online Banking betreiben, wenn es hier das typische BC-Wetter gibt. Das kann ich tatsaechlich, das Online Banking funktioniert.
Der einzige Haken an der Sache ist, das es beim Online Banking in Kanada kein Moeglichkeit fuer Ueberweisungen gibt!!!!!

Liebe Leserin, lieber Leser, falls Sie gerade keinen alten Bordeaux zur Hand haben, lassen sie sich das auf der Zunge zergehen: Online Banking ohne Ueberweisungen! Ist das nicht ein Gaumenschmauss?

Um dann doch ein paar Ueberweisungen im Internet machen zu koennen, wie z.B. fuer Skype, habe ich mir dann eine Mastercard gekauft. Ist zwar keine Kreditkarte, sieht aber so aus. In Wirklichkeit muss man ein extra Guthabenkonto einrichten. Im Laden haben die gesagt, das es fast nichts kosten wuerde. Nachdem ich eingezahlt hatte, habe ich aber die Preisliste bekommen und es sieht wiedermal so aus, als haette ich nicht die beste Wahl getroffen.

Montag, 1. Januar 2007

Man soll die Feste feiern wie sie fallen

Bereits am 30.12. haben wir hier in der WG beschlossen etwas zu feiern. Neben mir wohnen hier noch die Brueder Piotr und Andrew. Da ihr dritter Bruder Jarek aus Toronto zu Besuch kam, wollten wir einen kleinen Umtrunk machen.

Der Abend war sehr gemuetlich und lustig. Wie man vielleicht sehen kann. Wir haben sogar Marshmallows im Kamin geroestet und uns lange ueber Europa und Kanada unterhalten.

Speater sind wir dann noch weggegangen. Dabei kann man als Neuling in Kanada viel erleben. So erfaehrt man nebenbei wie man Clubs reinkommt, bei denen 30 Leute in einer Schlange warten. Man kann auch andere interessante Erfahrungen mit Tuerstehern machen.

Zum Beispiel wenn drei Clubs in einem Haus zusammen sind, darf man zwar von einem in den anderen gehen, man darf aber kein Bier mit zuruecknehmen. Wenn man dann aber versucht aussen herum zu gehen, kann es passieren, dass einem das Bier weggeschuettet wird und man ueber Funk sofort im ganzen Haeuserblock auf die schwarze Liste kommt, weil man versucht hat Bier zu schmuggeln. Was man dann machen sollte ist, erstmal eine rauchen, die Muetze vom Kopf nehmen, die Jacke bis oben hin zu machen und es nochmal versuchen.


Und wieder war es einer dieser wundervollen Tage in Kanada, an denen ich soviel gelernt habe. 1. Bier darf man nur drinnen trinken. 2. Zigaretten darf man nur draussen rauchen. 3. Bestelle Bier in Flaschen, weil man dass in der Jackentasche verstecken kann.