Sonntag, 17. Dezember 2006

Die Geschichte vom Radiator geht weiter

Es ist Samstag morgen 7.00h und der 1300W Radiator hoert auf zu schwirren. An sich eine ganz angenehme Ruhe, aber nicht wenn man feststellt, dass die ganze Wohnung keinen Strom mehr hat.

Die letzten Stunden im Bett werden ungemuetlich, weil die Temperatur rapide sinkt. Da kann man auch gleich aufstehen. Nur wohin, wenn die Geschaefte erst um 10.00h aufmachen? Also ein bisschen herumstromern, irgendwann ein Butterchicken essen und stundenlang telefonieren, weil ich jetzt ja ein Handy habe. Der Vermieterin eine Nachricht hinterlassen und dann erstmal ins Internetcafe nach einer neuen Bleibe suchen. Ausserdem nach Jobs, bei denen man Deutsch koennen soll. Tja, und dann..?

Dann ist es Abend, in der Wohnung geht immer noch nichts. Abends um 20.00h in einem winzigen Zimmer zu liegen und zu lesen, kann schon langweilig sein. Aber noch nicht einmal etwas lesen zu koennen ist zuviel. Also wieder raus, eine knappe Stunde die Strasse entlang laufen und sich dann doch entscheiden, den Bus zu nehmen. Fahren bis es nicht mehr weitergeht, weil ein Krankenwagen die Strasse blockiert. Aussteigen nach einem Kino fragen. Gibt keines. Sich umschauen. Wieder neue Eindruecke von Vancouver: Obdachlose, Betrunkene, auf-der-Strasse-trinkende, Polizei auf Streife (die erste die ich bisher sah), leerstehende Haeuser, Maenner in dunklen Gassen, die mir Drogen oder andere Dinge anbieten, die Frage im Kopf wieso ich Nachts in fremden Staedten durch dunkle Gassen ziehe und immer wieder Gruppen Leuten, die liegend oder strauchelnd durch die Strasssen bruellen.

Ploetzlich bin ich in Downtown. Die Geschaefte haben keine Holzbretter mehr vor den Fenstern. Die Autos scheinen nicht mehr auf der Flucht zu sein. Junge Maenner mit langen Maenteln und Frauen mit kurzen Roecken. Es wird gelacht.

Hier muss es ein Kino geben. Einen Passanten nach dem Weg fragen. So, dann so, dann so und dann so. Ach warte ich bringe Dich bis zur naechsten Ecke. Mein Stiefurgrossvater muetterlicherseits war auch Deutscher. Stanley Park soll ich besuchen. Das Wetter ist nicht immer so unfreundlich. Aber es regnet oft. Hier kann man gut Crepes essen. Ach, ich bring Dich noch zur naechsten Kreuzung. Du sprichst gut Englisch. Wo wohnst Du. Welchen Film willst Du sehen. Ach, bis dahin kann ich auch noch mitkommen. Der Schwager meiner Nichte kommt auch aus Indien. 10 Minuten durch die Strassen, angekommen, verabschieden, leb wohl. Und die Einsicht, der wollte weder Sex noch Geld, sondern war einfach nur nett.

"The Prestige" ein schoener Film ueber zwei Zauberkuenstler und deren Ehrgeiz. Habe die Dialoge nicht verstanden, aber die Handlung war klar. Dreiviertelstunde auf den Bus warten. Endlich wieder in der Wohnung. Dunkel. Die Vermiterin ist scheinbar noch nicht aufgetaucht. Das Zimmer ist kalt. Bettdecke, Sofa im Wohnzimmer. Gute Nacht.

2 Kommentare:

Robin hat gesagt…

am naechsten tag habe ich dann meine Vermiterin erreicht. Sie war in Seattle, was nicht weit von hier ist. Und irgendwann im Laufe des Tages funktionierte der Strom auch wieder.

Bei der Gelegenheit habe ich auch einen Mitbewohner etwas kennengelernt. John heisst eigentlich Alam und kam vor sechs Jahren aus Afghanistan. Den Fernseher will er reparieren und ein eigenes Fach im Kuehlschrank habe ich auch. Scheint ein netter Kerl zu sein.

Alexander Pilic hat gesagt…

Bei mir waren es ein fischiger Mormone und durchgeknallte Latinas. Danach ein schlafsuechtiger Alt 68er und jetzt habe ich Maeuse in der Wohnung und einen knarrenden Kuehlschrank neben dem Bett. Life sucks, shit happens. Canada where are thou?